Bei Luther zu Tisch

2015 LutherabendDen Reformationstag nutzten die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde nach dem Gottesdienst in der Stadtkirche zu einem geselligen Beisammensein im Gemeindehaus. Dabei kamen auch weniger bekannte Seiten des Reformators zur Sprache.
Der evangelische Posaunenchor (im Bild im Hintergrund) gestaltete die Feier.


„Ein feste Burg ist unser Gott“, sang die evangelische Kirchengemeinde beim Reformationsfest in der gut besuchten Stadtkirche zum Thema „Bei Luther zu Tisch“.
Luther hat dieses Lied wohl 1529 geschrieben, denn 1531 sei es zum ersten Mal gedruckt worden. Nach mehr als einem Jahrzehnt der Anfechtungen und Kämpfe gegen Kirche, Staat und Teufel, fand der Reformator endlich Gewissheit und Frieden. Das merkte man auch an seinen Reden, die er zu Tisch hielt, informierte Karin Wappmann im Gottesdienst. Sie erinnerte dabei auch an die Szene auf der Wartburg, wo Luther sein Tintenfass nach dem Teufel warf oder an den Lutherfilm, in dem der Mönch Martinus in Worms unmittelbar vor seinem Auftritt mit sich und dem Teufel ringt.
Der Teufel spielte für ihn – anders als heute in der protestantischen Theologie – in seinem Denken und Leben noch eine große Rolle. Im Alter kommt er jedoch zur Ruhe und hat seinen inneren Frieden mit dem Teufel gemacht.
Immer lustig und lebhaft
Pfarrer Dr. VolkerWappmann widmete sich den Ausführungen des Zeitgenossen Petrus Mosellanus, der Luther als einen Mann voller Gelehrsamkeit und vortrefflicher Kenntnis der Schrift beschreibt. „In Gesellschaft ist er lustig, scherzhaft, lebhaft und immer freudig, immer munteren und fröhlichen Gesichts, ob ihm auch die Widersacher noch so sehr drohen, man sieht es ihm an, dass Gottes Kraft bei seinem schweren Werke mit ihm ist.“ Rudi Großmann schlüpfte in die Rolle des Johannes Dantiscus, Erasmus Alberus und in Luther, Gerhard Bär verkörperte Erasmus von Rotterdam. In den Dialogen kamen gleichwohl die Gönner, Fürsprecher und Widersacher zu Wort.
Nach dem Abendmahl und Segen trafen sich viele Teilnehmer im Gemeindehaus zum geselligen Beisammensein. Der Posaunenchor gestaltete die Feier mit. Deftiges Essen war schon immer Bestandteil der Tischgesellschaften Luthers, dem er selber immens zusprach. Unterhaltsam war der Abend in jedem Fall. Mit einem köstlichen und herzhaften Büfett wurden die Teilnehmer eingeladen, gemeinsam Mahl zu halten.
Deutscher Teufel
Danach traten wieder Luther (Rudi Großmann), Luthers Ehefrau Katharina von Bora (Karin Wappmann) und Dr. Volker Wappmann, der verbindende Texte sprach, vor die Gäste, unter ihnen auch Stadtpfarrer Peter Peischl, und unterhielten mit Anekdoten aus dem Leben des Reformators.
„Jedes Land muss seinen eigenen Teufel haben, Italien seinen und Frankreich seinen. Unser deutscher Teufel wird ein guter Weinschlauch sein. Und diese Art ,ewiger Durst‘ wird Deutschlands Plage bleiben – ist meine Sorge – bis zum Jüngsten Tag“. Weiter soll er geäußert haben: „Wir könnten auf die Gerste verzichten und statt Bier Wasser trinken. Aber die jungen Männer scheinen ohne Bier keine Freude zu haben, denn Spielen allein macht nicht fröhlich und Liebschaften machen auch keine fröhlichen Leut’, darum halten sie sich ans Trinken.“
Fehlen durfte natürlich auch das berühmte Zitat vom Apfelbäumchen: „Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

(Bericht + Foto: Elisabeth Dobmayer, Der Neue Tag vom 02. November 2015)